E wie Elasthan im makerist Nählexikon
Stretch, Spandex, Lycra oder noch einige andere Namen, trägt Elasthan. Elasthan ist der Bestandteil in Stoffgemischen, der für Dehnbarkeit, also für Elastizität sorgt. Und damit geht’s auch schon in die Vollen: Ein Stoff ist dehnbar, wenn er sich etwas auseinanderziehen, verformen lässt und sich, wenn man wieder loslässt auch wieder zusammenzieht.
Um einen Stoff dehnbar zu machen, gibt es verschiedene Möglichkeiten: es klappt durch die spezielle Verarbeitung von nicht elastischen Grundmaterialien oder durch die Nutzung von elastischen Inhaltstoffen. Die erste Variante habt ihr alle schon in der Hand oder auf der Haut gehabt, denn die einfachste Verarbeitungsart für einen elastischen Stoff ist stricken, wie ein gängiger Jerseystoff. Dabei sorgt die Maschenstruktur dafür, dass der Stoff elastisch ist. Elastizität ist da, Bequemlichkeit auch, was aber fehlt, ist die Fähigkeit sich wieder komplett in den Ur-Zustand zurück zu ziehen. Ein Jerseystoff wird früher oder später wahrscheinlich etwas ausleiern und kann Beulen an Ellenbogen oder Knien hinterlassen - also an den Stellen, die immer wieder gedehnt werden. Und genau dafür gibt’s die zweite Variante Stoffe elastisch zu machen, nämlich Elasthan.
Elasthan könnt ihr euch wie einen Gummifaden vorstellen. In Stoff eingearbeitet ist es eine Faser, die sich immer wieder in ihre Ursprungsform zurückzieht. In euren Stoffen werdet ihr das Elastan nicht sehen können, mit bloßem Auge sieht man vielleicht etwas Glanz.
Wenn ihr euch Elasthan ganz konkret vorstellen wollt, lohnt sich ein Blick in unsere Strickwelt. Speziell für Ärmel und Bauchbündchen hat Prym nämlich ein elastisches Garn konzipiert, um diese anfälligen Stellen vor dem Ausleiern zu schützen.
Fakten über Elasthan:
Elasthan wird aus Polyurethan (PE) hergestellt: es ist eine synthetische Kunstfaser, die im weitesten Sinne wie andere Plastikarten auch, aus Erdöl und Erdgas gemacht ist. Die Faser wurde in den 50er Jahren entwickelt und ist seitdem unter vielen verschiedenen Namen sehr verbreitet in der Textilindustrie: Elasthan, Spandex, Lycra, Stretch. Elasthanfastern können bis zum 8-fachen ihrer Länge langgezogen werden und ziehen sich immer wieder in den Ursprungszustand zurück. Elasthan wird nie rein verwendet, sondern immer in Mischungen und macht so andere Materialien elastisch, dabei reichen schon kleine Mengen.
Elasthan im Hobbynähbereich
Was bedeutet all das jetzt für uns als Näher*innen? An der Nähmaschine ist ein elastischer Stoff nunmal ein elastischer Stoff und das ist nicht immer der größte Spaß, weil sich schneller mal etwas verzieht oder der Transporteur nicht gut greifen kann. Wenn ihr dazu Tipps braucht, empfehle ich euch unseren Video-Kurs zum Thema “Nähen mit elastischen Stoffen” mit Swantje Wendt. Viel spannender ist jedoch, was Elasthan mit unserer Kleidung macht und warum es sich lohnt mit Elasthan zu nähen.
- Der Elasthananteil in euren Stoffen schränkt euch nicht ein. Elasthan ist relativ robust. Es kann bei bis zu 60° gewaschen werden, lässt sich bügeln und schmilzt auch erst bei knapp 170°. Und nun der Hauptgrund, warum Elasthan mit in Baumwollen, Jeans, oder andere Stoffe gemischt wird: die Elastizität.
- Elastan macht Stoffe elastisch und dehnbar: eng anliegende Kleidung kann sich wunderbar dem Körper anpassen und ihr seid nicht in der Bewegungsfreiheit eingeschränkt. Besonders wichtig ist das bei Kleidung in der man sich sehr viel und ausufernd bewegt, zum Beispiel Sportkleidung oder Stücke, die besonders eng anliegen (Leggings, Strumpfhosen, Badekleidung oder Skinny Jeans).
- Da Elasthan nur in kleinen Anteilen in euren Stoffen enthalten ist, fühlt es sich auch nicht wie eine synthetische Faser auf der Haut an. Viele Synthetikfasern lassen den Träger der Kleidung deutlich mehr schwitzen und können schnell unangenehm riechen. Bei Elasthan müsst ihr dies nicht befürchten. Ob euer Baumwollshirt 0 oder 3 Prozent Elasthan enthält macht einzig und allein in der Dehnbarkeit einen Unterschied.
Ob ihr einen elasthanhaltigen Stoff verwenden solltet oder nicht, hängt aber am Ende von eurem Projekt ab. Jerseys unterscheiden nicht sind stark, ob nun Elasthan drin ist oder nicht, da macht der Elasthananteil keinen großen Unterschied. Ausser, ihr habt es mitProjekten, wie Bademode oder Leggings zu tun, die besonders eng anliegen, da lohnt sich dann doch der ganz spezielle Jersey, der wahrscheinlich einen sehr hohen Elasthananteil hat.
Ähnlich ist es bei Webwaren. Gerade bei Kleidung ist es wichtig, dass ihr euch da genau an die Angaben eurer Anleitung haltet. Wenn da ein elasthanhaltiger Stoff empfohlen wird, solltet ihr den auch unbedingt nutzen. Andersherum, seid ihr deutlich flexibler: wenn ein steifer Stoff empfohlen wird, tut ein kleiner Elasthananteil dem Projekt in der Regel nicht weh. Ihr müsst nur wissen, dass der Stoff vernäht etwas anders nachgibt: eine Tasche aus einer elastischen Webware könnte gut gefüllt zum Beispiel etwas verbeult aussehen. Im Zweifelsfall nehmt ihr dem Stoff die Elastizität, indem ihr einfach eine steife Einlage einbügelt.
Habt ihr noch weitere offene Nähfragen? Dann lohnt sich ein Blick ins Inhaltsverzeichnis des Nählexikons.
Habt ihr noch weitere offene Nähfragen? Dann lohnt sich ein Blick ins Inhaltsverzeichnis des Nählexikons.