R wie rechte und L wie linke Stoffseite
Die beiden sind untrennbar, darum nehmen wir sie direkt zu zweit genauer unter die Lupe, die rechte und die linke Stoffseite.
Was sind die beiden Seiten eigentlich?
Easy, mit rechts und links bezeichnen wir die Vorder- und Rückseiten bzw. Ober- und Unterseite unserer Stoffe. Und dieser Unterschied ist auch sehr essentiell. Gerade bei Stoffen, deren Seiten nicht leicht zu unterscheiden sind, kommt es schnell zu Verwechslungen. Und wenn die euch erst nach der Fertigstellung des Stückes auffallen, kann es oft schon zu spät zum Reparieren sein.
Die rechte, also die Oberseite ist in der Regel die Stoffseite, die am Ende auf der Oberfläche eures Nähprojektes prominent zu sehen ist. Stoffdesigner und Hersteller geben dem Stoff ein Gesicht - die rechte Seite. Die andere Seite ist dementsprechend die linke Seite.
Warum wird beim Nähen überhaupt zwischen Stoffseiten unterschieden?
Für einen sauberen und einheitlichen Look. Bei Stoffen mit eindeutig unterschiedlichen Stoffseiten ist das auch nicht kompliziert. Wenn ihr die verschiedenen Stoffseiten problemlos unterscheiden könnt, schneidet ihr in der Regel auch korrekt zu. Schließlich soll der klassische Blazer auf beiden Vorderseiten die gleiche Farbe haben. Kompliziert wird es, wenn eure rechte und linke Stoffseite sich zwar ähnlich sehen, jedoch nicht komplett identisch sind. Da müsst ihr besonders darauf achten einheitlich mit einer Seite als Oberstoff zu arbeiten, sodass am Ende nicht kleine unterschiedliche Nuancen den gesamten Look zerstören. Es ist also besonders wichtig, dass ihr schon beim Zuschnitt eurer Schnittteile auf die richtigen Seiten achtet.
Stoffseiten erkennen anhand von Farben und Prints
Bei vielen Stoffen sind die rechte und linke Seite sehr einfach zu unterscheiden. Und das auch ganz unabhängig von Herstellungsart und Material. Denkt nur an Prints, Muster und Farben. In der Regel ist die rechte Stoffseite die deutlichere, intensiver bedruckte und klarere Seite, mit knalligen Farben und sauberen Konturen. Das seht ihr bei Motivdrucken, aber auch bei Flächendrucken. Die rechte Seite zeigt brilliante Farben und Prints, während die linke etwas matter und ausgeblichen erscheint.
Stoffseiten erkennen anhand von Beschichtungen
Besonders einfach erkennt ihr die rechte Stoffseite auch bei beschichteten Stoffen: Wachstuch, Korkstoff oder Kunstleder. Und natürlich bestickte Stoffe, sei’s nur mit Motiven aus Garn bestickt oder mit Pailletten oder Perlen.
Stoffseiten erkennen anhand der Herstellungsart
Weiterhin gibt es Stoffe, die in ihrer Herstellungsart so verarbeitet sind, dass die rechte und linke Seite sehr deutlich zu unterscheiden sind:
- Satin und Velours-Kunstleder: starker Glanz auf der rechten Seite, links matt
- Chord: samtige Wellen auf der rechten Seite, links eine ebene, unspektakuläre Fläche
- Samt und Plüschstoffe: kuschelige Oberflächen mit feinen Härchen auf der rechten Seite, links meist ein simples Web- oder Strickmuster
Stoffseiten erkennen bei Jerseys
Jerseystoffe sind Strickstoffe und dementsprechend Maschenwaren. Wenn ihr Erfahrung im Stricken habt, könnt ihr hier die beiden Seiten noch einfacher nachvollziehen. Beim Stricken wird nämlich zwischen rechten und linken Maschen unterschieden. Eine rechte Masche erscheint wie ein kleines V, komplett rechts gestrickt sieht es so aus, als liegen viele kleine Vs senkrecht übereinander gestapelt. Linke Maschen erscheinen als kleine runde Wellen. Zieht mal einen Jerseystoff stark auseinander und ihr werdet die beiden Strukturen erkennen.
Bei einem glatt gestrickten Jersey lassen sich diese Maschen und somit die Stoffseiten ganz wunderbar nachvollziehen. Manche Sweatstoffe, die in der Regel auch glatt rechts gestrickte Jerseys sind, lassen euch die Wellen auf der linken Seite leider nicht mehr erkennen, da sie dort angeraut sind. Und was hier kratzig klingt, ist tatsächlich eine Maßnahme, um den Stoff weicher werden zu lassen, sodass er angenehm auf der Haut liegen kann.
Jerseys, die auf beiden Seiten gleich aussehen
Ja, ihr lest richtig, manche Jerseys sehen auf beiden Seiten komplett identisch aus. Das klappt, wenn sie in Rippen gestrickt sind. Das gilt gleichermaßen für feine Viskosejerseys, wie für große Strickstoffe. Sofern die Struktur durch den Wechsel linker und rechter Maschen zustande kommt, könnt ihr das gleiche Muster auf beiden Seiten des Stoffes erkennen. Ein solcher Stoff, mit dem ihr bestimmt alle schon gearbeitet habt, ist ein einfaches geripptes Bündchen. Schaut direkt mal nach!
Doubleface
Doubleface ist ein toller Sonderfall, den wir euch auf keinen Fall vorenthalten wollen! Die Technik kennt die ein oder andere von euch vielleicht schon aus dem Strickbereich. Diese Stoffart ist eine zweilagige Maschenware mit zwei rechten Seiten. Zwei Stofflagen sind so miteinander verstrickt, dass die jeweiligen linken Seiten zwischen den Stoffen liegen und für euch nicht sichtbar sind. Meist erscheinen die Muster auf den beiden rechten seiten farblich invertiert.
Baumwollwebwaren
Zum Schluss nochmal ein Blick auf unsere Lieblinge: Baumwollwebwaren. Die gängiste Variante sind dabei Leinwandbindungen, dabei werden einfach immer zwei Fäden miteinander verkreuzt - wie damals beim Schulwebwaren nur viel feiner. Bei diesen sehr einfachen Stoffen seht ihr in der Regel auch keinen Unterschied zwischen der rechten und linken Seite - weil es den einfach nicht gibt.
Wenn ihr dennoch wissen wollt, wo oben und unten ist, könnt ihr mit einem kleinen Sondertrick an der Webkante erkennen, wie die beiden Stoffseiten intendiert sind. Den erklärt Bettina im Video! Schaut direkt rein!
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