V wie Viskose im makerist Nählexikon
Was ist Viskose?
Viskose bezeichnet das Material, den Inhaltsstoff eures Stoffes. In der Herstellung ist Viskose variabel und wird gern gewebt oder gestrickt. Sie kann somit als unelastische Webware, genauso wie als dehnbarer Jersey im Handel gefunden werden. Dementsprechend sind auch die unterschiedlichsten Projekte aus Viskosestoffen realisierbar.
Wie wird Viskose hergestellt?
Der Hauptrohstoff für Viskose ist Zellulose und diese wird aus Holz gewonnen - Buche, Fichte, Eukalyptus oder Bambus eignen sich wunderbar. Trotzdem ist Viskose keine Naturfaser! Um das Material aus dem Holz zu extrahieren braucht es nämlich viel Chemie. Viskose wird dementsprechend gern auch als Chemiefaser und somit Kunstfaser bezeichnet. Das ändert aber nichts daran, dass sie sich auf der Haut sehr viel mehr wie eine natürliche Baumwolle, als wie synthetisches Polyester anfühlt.
Wenn euch die Herstellung von Viskose im Detail interessiert, lohnt sich eine kleine Recherche hier auf Youtube. Es gibt zahlreiche Videos mit Detailaufnahmen der chemischen Lösungen und großen Maschinen. An dieser Stelle sei nur soviel gesagt: der Hauptinhaltstoff von Viskose ist Zellulose, diese wird mit Hilfe von chemischen Mitteln und Prozessen aus Holz gewonnen und dann durch kleine Spinndüsen gespritzt um Fasern zu erhalten, die schließlich zu einem Garn gesponnen werden können. Über die Nachhaltigkeit kann man hier streiten. Holz ist als nachwachsender Rohstoff eine gute Basis, gerade Bambus wächst unfassbar schnell. Allerdings ist nicht immer ganz transparent, wie die Bedingungen für Mensch und Natur im Anbau sind und auch die Nutzung der vielen Chemiekalien in der Produktion muss in Betracht gezogen werden. Viskose ist also ein deutlich anderes Kaliber als zum Beispiel Leinen - eine reine Naturfaser. Die Vorteile davon könnt ihr nochmal im Nählexikonbeitrag zum Thema Leinen nachschauen und -lesen
Viskose-Jerseys
Viskose-Jerseys können wunderbar zu allen möglichen Jerseyprojekten vernäht werden, T-Shirts, Kleider, Leggings, und so weiter. Hier steckt der Teufel allerdings im Detail: aufgrund der feinen, einheitlichen Fasern fällt ein Viskose-Jersey in der Regel deutlich feiner und weicher ist als beispielsweise ein Baumwolljersey. Dementsrpechend ist er sehr gut für flatternte, fließende Projekte geeignet. Ein Top mit Wasserfallausschnitt oder ein wallender Tellerrock machen sich wunderbar aus Viskose-Jersey. Das Basic-Jerseyshirt, das relativ eng am Körper sitzt, könnte fast schon wieder etwas unpassend sein, weil der Viskose-Jersey im Vergleich dazu deutlich anders, enger und transparenter sitzen könnte. Es macht hier also viel Sinn, sich nach den Angaben der DesignerInnen zu richten.
Viskose-Webwaren
Gewebte Viskosestoffe sind ebenfalls toll für Kleidung geeignet. Die feine Faser macht die Webware sehr leicht und fließend, sodass ihr aus den gängig erhältlichen Viskose-Webwaren eher keine Taschen oder Nutzgegenstände für den Haushalt nähen würdet. Vielleicht geht’s noch als Futterstoff, aber auch da ist eine steife Baumwoll-Webware oft die bessere Wahl. Viel besser und viel verbreiteter sind leichte wallende Kleidungsstücke aus Viskose-Webwaren. Gerade im Sommer machen sich weite, luftige Hosen, Blusen und Tops aus Viskose besonders schön auf der Haut. Bettinas Blouson, der schon öfter im Näh Café aufgetaucht ist, ist auch aus Viskose-Webwaren genäht. Viskose-Webwaren haben deutlich weniger Stand als Baumwollwebwaren, ein Tellerrock aus Viskose würde also ganz anders fallen, als einer aus Baumwolle - was aber keinesfalls schlechter aussieht. Der leichte Fall macht Viskose fantastisch für eher romantisch angehauchte Kleidung macht zum Beispiel Volants zu fantastischen Hinguckern!
Vor- und Nachteile von Viskose:
Contra
- die Herstellung: die Umweltbelastung durch die benötigten Chemiekalien ist leider nicht von der Hand zu weisen und wie bei allem gibt es Hersteller, die hier sehr verantwortungsbewusst oder auch weniger verantwortungsbewusst arbeiten. Achtet beim Kauf auf Hochwertige Qualität!
- Viskose wird gern mit anderen Materialien gemischt - das ist so kein Nachteil, allerdings wird es leider oft nicht transparent Kommuniziert. Der ein oder andere “Viskosestoff” im Handel ist in Wirklichkeit ein Mischgewebe und das kann für so manche NäherIn eine unwillkommene Überraschung sein. Bettina findet Leinen-Viskose-Mischungen toll, eine Polyerster-Viskose-Mischung würde sie sich aber nicht ohne weiteres kaufen. Wenn möglich, werft einen Blick auf die genauen Prozentangaben auf dem Stoffbrett: Viskose wird mit CV oder VI abgekürzt.
Pro
- Viskose wird gern mit anderen Fasern gemischt - genauso wie das ein Nachteil ist, ist es natürlich auch ein Vorteil, denn der Viskoseanteil kann die Eigenschaften eures Stoffen positiv verändern. Leinenstoff mit Viskoseanteil bekommt zum Beispiel einen edlen Glanz, Baumwolljersey mit Viskoseanteil fällt ein bisschen weicher. In dieser Hinsicht ist Viskose sehr wandelbar!
- Viskose trägt sich auf der Haut wie eine weiche Naturfaser: tolle Wärme- und Feuchtigkeitsregulierung, lädt sich nicht antistatisch auf und fühlt sich angenehm weich auf der Haut an - Wunderbar!
- Obwohl sie keine Naturfaser ist, besteht Viskose aus einem nachwachsenden Rohstoff. Zum Vergleich: Polyester wird aus PET gewonnen, was wiederum aus Erdöl und Erdgas gewonnen wird. Reine Viskose soll sogar biologisch abbaubar sein.
- Viskose ist relativ robust: sie lässt sich wunderbar färben und einfach bügeln (trotzdem nicht zu heiß bügeln!) und pillt nicht, also bildet mit der Zeit und Abnutzung keine Knötchen auf der Oberfläche.
Viskose kann sehr edel aussehen, sie hat einen leichten Glanz, die Fasern sind sehr gleichmäßig, sodass die ganze Oberfläche eben wirkt und der Stoff gleichmäßig und schön fällt.
Je nach Schnittmuster, verzeiht euch Viskose auch mal das ein oder andere Fehlerchen beim leichten, weichen Fall des Stoffes fallen unschöne Kanten oder zu spitze Abnäher nicht zu sehr auf.
Nähtipps zum Thema nähen mit Viskose:
- Vor dem Nähen solltet ihr euren Viskosestoff unbedingt waschen. Viskose läuft ein, wie so viele andere Stoffe auch. Mehr dazu gibt’s in unserem Video zum Thema, klickt euch hier rüber.
- Bügelt eure Viskose vor dem Nähen! Noch ein Punkt, der für die meisten Stoffe gilt, schließlich wollt ihr nicht, dass knitterige Stoffe euch den Zuschnitt verfälschen.
- Unter der Nähmaschine verhält sich Viskose - egal ob Jersey oder Webware - im Vergleich zu Baumwolle rutschiger. Für absolute Nähanfänger ist sie somit nicht geeignet und auch geübte NäherInnen greifen hier gern zu den gängigen Hilfsmitteln, wie Sprühstärke, Küchenpapier oder ähnlichen Tricks.
- Passt ein bisschen auf mit der Overlock: Wenn eure Overlock nicht exakt auf eure Viskose eingestellt ist, kann es passieren, dass die Nähte sich etwas zusammenziehen. Macht also unbedingt eine Probenaht und überlegt vor allem bei Viskose Webwaren, ob’s nicht vielleicht doch die gute alte Haushaltsmaschine sein darf.
Entdeckt noch mehr Wissenswertes rund um’s Nähen hier im makerist Nählexikon. Hier kommt ihr direkt ins Inhaltsverzeichnis, welches noch eine Menge anderer Themen enthält.