W wie Webware im makerist Nählexikon
Webware versus Baumwolle
Webware oder Gewebe, wie man es auch nennen mag, so einen Stoff hattet ihr alle schonmal unter der Nadel und in der Nähmaschine. Denn Webwaren sind einfach die perfekten Anfängerstoffe und angefangen hat ja jeder mal.
Und das bringt uns direkt zum ersten Knackpunkt dieses Themas: Viele Näher*innen, aber auch Stoffhändler machen einen kleinen aber feinen Fehler in der Bezeichnung ihrer Stoffe. Das ist auch genau der Grund, warum euch der Term Webware vielleicht nicht viel sagt, wohingegen ihr mit “Baumwolle” direkt etwas anfangen könnt. Oft werden diese beiden Begriffe nämlich synonym genutzt. Das ist aber nur die halbe Wahrheit.
Webware bezieht sich auf die Herstellungsart eures Stoffes. Eine Webware ist ein gewebter Stoff. Andere Herstellungsarten sind zum Beispiel Stricken, wie beim Jersey, walken bei Wollstoffen und so weiter. Baumwolle hingegen beschreibt das Material, aus dem euer Stoff besteht. Stoffe können aus Baumwolle, Kunstfaser, tierischer Wolle etc. sein. Dementsprechend werden hier zwei verschiedene Kategorien in einen Topf geworfen.
Wenn ihr also auf einem Stoffbrett die angabe 100% CO seht, bedeutet das, dass ihr 100% Baumwolle in der Hand habt. Es kann aber gleichermaßen eine steife Webware oder ein elastischer Jersey sein und das ist beim Nähen ein sehr relevanter Unterschied.
So ist nicht jede Baumwolle auch eine Webware und anders herum. Nun hat sich dieses Synonym aber so sehr im Nähbereich und auch im Handel etabliert, dass es leicht zu Missverständnissen kommen kann. Bettina versucht dem in der Regel entgegenzuwirken, indem sie nicht von Baumwollen, sondern von Baumwoll-Webwaren spricht.
In diesem Artikel und dem dazugehörigen Video geht es also um die Webware im Sinne der Herstellungsart, sie kann also aus den verschiedensten Materialien bestehen. Wir schauen uns an, wie Webwaren hergestellt werden, beleuchten die daraus resultierenden Eigenschaften und schauen, wie ihr Näher*innen am besten mit ihnen arbeiten könnt.
Webware = gewebter Stoff
Webwaren sind gewebte Stoffe. So weit so gut. Beim Weben werden viele dünne Fäden miteinander verkreuzt. Die einfachste Variante ist, dass einzelne Fäden immer wieder über und untereinander gelegt werden. Am einfachsten seht ihr das am Schulbwebrahmen. Das ist die ganz einfache Version der großen Webmaschine an der eure Webwaren gemacht werden.
Es gibt Kett- und Schussfäden, die miteinander verkreuzt ein Gewebe bilden. Hier gibt es verschiedenste Techniken. Für den Moment reicht es zu wissen, dass der Schussfaden zum Beispiel einmal über und unter einen Kettfaden geführt werden kann, oder je zwei Kettfäden überkreuzt und so weiter. Mit verschiedenen Webarten und Mustern können hier die verschiedensten Looks kreiert werden. Eure gängige Baumbwollwebware ist in der Regel in der einfachen Leinwandbindung gewebt.
Während der Look der verschiedenen Webarten natürlich etwas variieren kann, haben sie doch viele gemeinsame Eigenschaften:
Webwaren sind in der Regel nicht dehnbar (es gibt natürlich Ausnahmen mit Elasthan-Anteilen, das ist aber wieder ein ganz anderer Schnack) Webwaren fallen je nach Fadenstärke unterschiedlich fest aus. Voluminösere Fäden bilden robustere Stoffe. Dünne, feine Fäden lassen eure Webware leicht fließen und fallen. Webwaren verhalten sich meist steif und dadurch berechenbar in der Nähmaschine. Aus diesem Grund sind sie wunderbar für Nähanfänger geeignet. Dies gilt insbesondere für Baumwoll-Webwaren, wobei hier das jeweilige Material nochmal eine sehr große Rolle spielt.
Welche Projekte werden aus Webwaren genäht?
Klare Sache: Alles! Also fast - was Nähprojekte angeht, sind Webwaren sehr vielseitig. von den ersten kleinen Anfängerprojekten (Kissenbezügen, Beuteln und Loopschals), geht’s bis hin zu komplizierten Jacken, Hosen oder Reisetaschen, mit Reißverschlüssen, Fächern und ganz viel Schnickschnack. Bei dieser Vielfalt von Projekten muss allerdings unbedingt wieder zwischen den verschiedenen Materialien unterschieden werden.
Synthetische Webwaren:
Synthetische Webwaren werden gern für Kleidung genutzt: Kleider, Hosen, etc. Je nach Dicke sind sie auch gut geeignet für Outdoorbekleidung (zum Beispiel Jacken) oder auch Nutzgegenstände für’s Zuhause (Vorhänge, Kissen oder ähnliches).
Chemiefasern, wie Viscose:
Viscose-Webwaren sind wunderbar für sommerliche Kleidung: Kleider, Blusen, luftig-leichte Hosen. Weniger passend ist sie für Nutzgegenstände oder Accessoires. Dafür ist Viscose, auch Kunstseide genannt einfach zu dünn und flatterig.
Ihr seht, Webwaren sind euer Freund und machen sehr viel Spaß unter der Nähmaschine! Sei’s die stabile Baumwoll-Webware, die vor allem bei Nähanfängern zu empfehlen ist oder eine flufige Viskose-Webware, mit der ihr euch dann im Sommer euer erstes Sommerkleid nähen könnt! Habt keine Angst vor solch tollen Materialien und wagt euch beim nächsten Stoffkauf doch einfach aus der Jerseyabteilung raus!